Prozessorientierte Energetische Psychologie

Die Prozessorientierte Energetische Psychologie (PEP) und die Energetische Psychologie nach Fred Gallo (EDxTM) sind, wie das EMDR, innovative Ansätze, die den Körper einbeziehen.

Belastendes Erleben und Verhalten ist in Ihrem Gehirn repräsentiert in Form ungünstiger, aber gut ausgebauter Verknüpfungs- und Aktivitätsmuster von Nervenzellen. In der Behandlung stören wir diese Muster und regen eine Neuorganisation an. Dies wird erreicht durch vielfältige Stimulation unterschiedlicher Hirnareale (Klopfen von Akupunkturpunkten, Augenbewegungen, positive Affirmationen, usw.).

PEP eignet sich besonders gut zur Selbstberuhigung und Selbsthilfe.

Was ist Prozessorientierte Energetische Psychologie?

Im März 2010 erschien im Carl Auer Verlag ein Buch (Klopfen mit PEP, s.u.), in welchem erfahrene Psychotherapeuten für ihre Spezialgebiete den Nutzen der Klopftechniken aus der Prozessorientierten Energetischen Psychologie praxisnah darstellen.

Mein eigener Beitrag in diesem Buch - Mit PEP gegen Panik und Angst klopfen - beschreibt die Bedeutung der Prozessorientierten Energetischen Arbeit für die Behandlung von Paniksyndromen. Er wirft darüber hinaus auch Schlaglichter auf die Entwicklung meines eigenen psychotherapeutischen Konzeptes, zu dem die (Prozessorientierte) Energetische Psychologie wesentlich beigetragen hat.

Die alltägliche Erfahrung in der psychotherapeutischen Praxis deutet darauf hin, dass sich Häufigkeit, Erscheinungsbild und Behandelbarkeit der Panikstörung in den letzten Jahren verändert haben (s. Schuster, 2006).

Ich stimme Schuster zu, dass die Zunahme dieser körperbezogenen Angstsymptomatik gesellschaftliche Hintergründe hat: Im Zeitalter kollektiver Verunsicherung ist der eigene Körper zur letzten Bastion von Halt, Identität und Anerkennung geworden und damit auch zunehmend zur Bühne psychischer Symptome. Die modernen Panik-Klienten sind nach außen hin keineswegs vom ängstlich-unsicheren Typ, sondern machen vielmehr einen "starken", selbstbewussten, leistungsorientierten und erfolgreichen Eindruck. Sie identifizieren sich mit einer äußerlich attraktiven Rolle, unliebsame und "schwache" Persönlichkeitsanteile werden häufig nicht bewusst wahrgenommen und verdrängt. Gilligan (1999) sieht die Symptome als Aufruf der vernachlässigten "zarten Seele" zu mehr Akzeptanz und Fürsorge in der Selbstbeziehung. Dieser Aufruf und die entsprechenden psychologischen Erklärungen des Therapeuten stoßen beim Klienten meist auf Widerstand, stört doch die Panik gewaltig das attraktive, wenn auch fassadenhafte Selbstbild.

Grundlage des modernen Paniksyndroms ist demnach eine von Ablehnung und mangelnder Fürsorge  geprägte Selbstbeziehung. Ehemals wirksame, klassisch verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze (z.B. nach Margraf & Schneider, 1990) beschränken sich auf Informationsvermittlung und Angstbewältigungstraining und greifen bei diesen Klienten viel zu kurz.

 

Eine effektive Behandlung muss auf der Ebene der Selbstbeziehung ansetzen und eine Integration von Verstandes-Selbst und emotionalem (Körper-)Selbst anstreben.

Innere Blockaden gegen bestimmte Persönlichkeitsanteile und gegen eine Veränderung des Selbstbildes müssen aufgelöst werden. Erst dann machen Maßnahmen zur Angstbewältigung Sinn. Da klassische Trainingsmaßnahmen häufig nicht mehr wirksam sind, braucht der Klient praktisches Handwerkszeug zur Selbstberuhigung. Vor allen Dingen aber sollte der Körper selbst als Schauplatz des Symptomgeschehens in die Behandlung mit einbezogen, eine achtsame, liebevolle Beziehung zum eigenen Körper entwickelt und eine angemessene Wahrnehmung körperlicher Signale geschult werden.

Mit Hilfe der Energetischen Psychologie kann ich an all diesen Zielen sehr lösungsorientiert arbeiten, vor allem wenn ich das Klopfen nicht nur als eine reine Selbstberuhigungstechnik nutze, sondern damit sehr prozessorientiert an der Selbstbeziehung und der nötigen Veränderung des Selbstbildes arbeite.

Im Buchbeitrag wird der Fall einer 36jährigen Klientin mit Paniksyndrom dargestellt, die ihr Leben sehr erfolgreich und selbstbewusst  innerhalb eines sicheren Rahmens gestaltete, ehe ein  körperlicher Zusammenbruch ihr Selbstbild völlig erschütterte und zur Entwicklung einer Panikstörung führte. Die Falldarstellung zeigt sehr deutlich auf wie wichtig die Arbeit an den inneren Blockaden und Widerständen ist, die einer für die seelische Gesundheit notwendigen persönlichen Veränderung im Weg stehen.

Literatur

Michael Bohne (Hrsg.)

Klopfen mit PEP

Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie in Therapie und Coaching

Mit Beiträgen von: Markus Bauer, Luigi Berini, Roseline Brinkman, Christine Carels, Georg Dünzl, Kurt Fischer, Roswitha M. Gschwandtner, Michael Haller, Gudrun Klein, Margarita Klein, Diane Koehler, Uta Kronshage, Astrid Polanz-Burgstaller, Karin Schwenk, Maria Steiner Fahrni, Claudia Wilhelm-Gößling, Dirk Wehrsig.

308 Seiten, Kt, 3. Aufl. 2016 / ISBN 978-3-8497-0147-5

Michael Bohne bietet in einem kleinen, humorvoll geschriebenen Büchlein einen ersten Einblick in die Prozessorientierte Energetische Psychologie und eine gute Anleitung zur Anwendung der Klopftechnik:

Michael Bohne. Bitte klopfen! Anleitung zur emotionalen Selbsthilfe. Heidelberg: Carl-Auer Verlag 2011

Weiterführende Literatur:

  • Gilligan, S. (1999). Liebe dich selbst wie deinen Nächsten. Die Psychotherapie der Selbstbeziehung. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag.
  • Margraf, J. & Schneider, S. (1990). Panik. Angstanfälle und ihre Behandlung, Berlin: Springer Verlag.
  • Schuster, K. (2006). Reflektionen zum Störungsbild "Paniksyndrom". In: Forum Psychotherapeutische Praxis, 6(4), S.177-193.

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